Gender-Ideologie

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Diskursatlas Antifeminismus
Diskursthema:
Geschlecht
Bildung Gleichstellung
Narrativ:
Gender-Ideologie

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Der Ausdruck Gender-Ideologie (auch Genderideologie) findet als antifeministisches Narrativ Anwendung in den Diskursthemen Geschlecht, Bildung und Gleichstellung.

Geschichte und Bedeutung des Narrativs Gender-Ideologie

Geschichte des Narrativs Gender-Ideologie

Nach Bozena Choluj[1] und laut der Schweizer Theologin und Feministin Doris Strahm[2] habe der Päpstliche Rat für die Familie erstmals 2000 von "Gender-Ideologie" gesprochen. Insbesondere unter Papst Benedikt XVI. habe sich der Negativbegriff verbreitet.[3] Doch auch Papst Franziskus sprach 2016 von "ideologischer Kolonisierung" durch die Gender-Theorie im Krieg um die Zerstörung der Ehe. [4] "Die Umdeutung von «Gender» zu «Gender-Ideologie» diene kirchlichen Kreisen dazu, gegen alles vorzugehen, was in ihren Augen die Fundamente der patriarchalen Machtverhältnisse in Kirche und Gesellschaft infrage stelle", fasst der Schweizer Tagessanzeiger die begründende Argumentation von Dort Strahm zusammen.[3]

Aktuell hat sich in Deutschland die Partei Alternative für Deutschland das Narrativ Gender-Ideologie zu eigen gemacht.

Der damalige Landesvorsitzende der AfD-Niedersachsen Armin Paul Hampel und Sören Hauptstein, der damalige Landesvorsitzende der Jungen Alternative, beteiligten sich an der Veröffentlichung des Videos "Der Gender-Plan", in dem vor der Gender-Ideologie in Klassenzimmern gewarnt wird. [5]

Im Parteiprogramm der AfD für die Bundestagswahl 2017 gibt es in Kapitel 7 "Willkommenskultur für Kinder: Familienförderung und Bevölkerungsentwicklung" das Unterkapitel 7.7, dass mit dem Titel "Für ein klares Familienbild – Gender-Ideologie ist verfassungsfeindlich" explizit auf die vermeintliche Gender-Ideologie Bezug nimmt. In den beiden Unterkapiteln bezieht sich die AfD dann auf "Gender-Ideologie an den Schulen" und die "Steuerverschwendung durch 'Gender-Forschung'".[6]

Bedeutung des Narrativs Gender-Ideologie

Als Gender-Ideologie werden verallgemeinernd die Geschlechterforschung, staatliche Gleichstellungspolitik sowie die Frauenbewegung und Queer-Movements als ideologische Erscheinungen ("Genderismus") zu delegitimieren versucht, wobei sich der Ideologie-Vorwurf insbesondere gegen die Gender Studies richtet.[7] Der Ideologie-Vorwurf folgt dabei einem eher umgangssprachlichen Verständnis von Ideologie. Sebastian Scheel schreibt hierzu: "Der unspezifische Ideologie-Vorwurf soll Gender Studies als nicht reflexionswürdig abstempeln und eine inhaltliche Auseinandersetzung mit politisch Unerwünschtem erübrigen."[8] Während also u.a. der Geschlechtserforschung ideologiegeleitetes Arbeiten und Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen wird, ist die eigene Position "unideologisch" und über jeden Zweifel erhaben. So arbeiten verschiedene dem Antigenderismus nahestehende Akteure explizit mit einer solchen Gegenüberstellung ihrer eigenen Wissenschaftlichkeit und Glaubwürdigkeit und der Ideologie der "Anderen", der "Genderisten".[7]

Im Vorwort der Studie Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie – Argumente im Streit um Geschlechterverhältnisse heißt es zum Narrativ Gender-Ideologie:

"So zeigen die von uns beauftragten Autor_innen, dass ein sehr enges Verständnis von Wissenschaftlichkeit an Studien aus dem Bereich der Genderforschung angelegt wird und die Kritik auf dieser Verengung des Begriffs basiert. Diese selbst gezogenen engen Maßstäbe für Wissenschaftlichkeit werden jedoch nicht an Texte von maskulinistischen bzw. antifeministischen Autor_innen angelegt. Mit dieser Art von doppelten Standards wird die ideologische Orientierung und diskriminierende Intention der Anti-Feminist_innen deutlich und ihre Behauptung, die eigene Position sei «neutral» bzw. frei von Ideologie, ad absurdum geführt. Ihre Prämissen und Annahmen bleiben unreflektiert."[7]

Zentrale Bezugspunkt des Narrativs Gender-Ideologie sind die Publikationen der US-Amerikanerin Dale O'Leary. Relevant für die Verbreitung dieses Narrativs ist zudem eine Broschüre von Gabriele Kuby, die diese 2014 mit dem Title "Gender: Eine neue Ideologie zerstört die Familie".[9] veröffentlichte.

Äußerungen im Narrativ Gender-Ideologie

  • Die neonazistische[10] Initiative Free Gender / Raus aus den Köpfen - Genderterror abschaffen warnte 2011 in der gleichnamigen Broschüre: "Der „Volkstod“ breitet sich immer weiter aus. Ein Phänomen, das in der modernen Zeit die gesamte westliche Zivilisation erfasst hat. Doch gerade Deutschland, das sich seit gut mehr als 65 Jahren im Würgegriff der vermeintlichen „Befreier“ befindet, leidet am stärksten unter all den durch Kapitalismus und Globalisierung geknechteten Völkern. Ursachen hierfür sind zum einen der indoktrinierte Selbsthass, der von Politik, Medien und anderen gesellschaftlichen Institutionen zelebriert wird. Die Menschen werden hier zum Spielball von fremden Mächten gemacht, die es schaffen, in die Psyche eines ganzen Volkes einzudringen. Zum anderen ist aber auch die übermäßig ausgeprägte Wohlstands- und Konsumgesellschaft daran schuld, dass die Menschen den Wert der Familie nicht mehr schützen und achten. [...] Dabei ist gerade die demographische Katastrophe ursächlich für alle gegenwärtigen und zukünftigen Krisen. [...] Aus ökonomischer Sicht wäre dies der SuperGau. [...] Aber auch aus soziokultureller Hinsicht wäre dieses Szenario der Untergang der Kulturnationen Europas. Die Familie ist die Keimzelle eines jeden Volkes. [...] Besorgniserregend ist auch die Tatsache, dass mit dem aufkommenden Hirngespinst Gender Mainstreaming diese katastrophale Entwicklung unserer Völker beschleunigt wird. Die Strategie des Gender Mainstreaming hat zwar erst gut 25 Jahre Bestand, die Ideologie dahinter ist jedoch wesentlich älter. Auch hat die Gender Ideologie großen Anteil an der Paarungsmüdigkeit der Deutschen, mitsamt ihren daraus resultierenden verheerenden Folgen."[11]
(siehe auch Narrative: Genderterror, Selbsthass, Demographische Katastrophe, Europäische Hochkultur, Niedergang der Nation, Keimzelle der Nation, Drohender Volkstod, Genderwahn)
  • In einem "Kurz-Info" zum "Gender-Mainstreaming" des maskulinistischen Vereins Agens e. V. ist zu lesen: "GM [Gender-Mainstreaming] hat sich unbemerkt zu einer Staatsideologie unter dem Deckmantel von „Gleichstellung“ von Mann und Frau etabliert. Es wurde zum Hauptinstrument für reine Frauenförderung vor allem im öffentlichen Dienst und an den Hochschulen, sowie für die Umerziehung in den Schulen. [...] Die Öffentlichkeit nimmt von Gender Mainstreaming (GM) nur Einzelthemen wie Frauenquote, Frühsexualisierung, Gendersprache usw. wahr. Hinter GM steht aber ein allumfassendes Programm mit totalitärem Anspruch. [...] Gender Neusprech: Feministisch orientierte und verordnete Sprachverunstaltung, die unser Denken demgemäß prägen soll"[12]
(siehe auch Narrative: Umerziehung, Dritter Totalitarismus, Neusprech)
  • In der Zusammenfassung des Leitfadens Gender-Ideologie des Glaubens-Kompass von Kirche in Not heißt es auf deren Internetpräsenz: "In die Politik Einzug gehalten habe die Gender-Ideologie mit dem 'Gender-Mainstreaming'. Darunter verstehe man das Bemühen, das 'Gender-Denken in der breiten Masse der Gesellschaft zu verankern'. Dieser mit Steuergeldern finanzierte Umerziehungsprozess wird von 'Kirche in Not' abgelehnt."[13]
(siehe auch Narrativ: Umerziehung)
  • Eckhard Kuhla publizierte am 30.10.2011 einen Artikel auf dem Internet-Portal von Agens e. V. zum Thema "Gender" als "Meinungsdikstatur": "Gender wirkt: Meinungsdiktatur! [...] Der regierungsamtliche Feminismus hat inzwischen eine solche unwidersprochene Deutungsmacht erreicht, dass sich Entscheidungsträger gezwungen sehen, Sicherheitskräfte ein zu setzen, oder – wie in Trier – sich [sic!] lieber zu kapitulieren, als sich der Gegenseite zu stellen. diese [sic!] Gegenseite, in unserem Falle, eine kampfestarke [sic!] Minderheit, definiert folgereichtig [sic!] den politischen Wertekompass. Wie Mehltau legt sich diese “politische Korrektheit” über unser Land. Trotzen und Stärke zeigen, diese männlichen Tugenden scheinen zu vefrblassen [sic!]. Gender wirkt!"[14]
(siehe auch Narrative: Political Correctness, Lautstarke Minderheit, Mehltau, Meinungsdiktatur, Verschwinden der Männlichkeit)
  • Im Blog des Vereins Frau2000plus von Birgit Kelle heißt es unter dem Stichwort "Traditionelle Familie": "Die Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking brachte erstmals den „Gender“-Begriff auf die politische Agenda. Eine Ideologie der Eingeschlechtlichkeit, die Wesenunterschiede zwischen Mann und Frau negiert. „Gender Mainstreaming“ wird heute mit hohen Millionenbeträgen weltweit gefördert [...] Frau Schwarzer und ihre Aktivistinnen entwerten Frauen, die sich für familiäre Kindererziehung entscheiden. Was ist ein „Feminismus“ wert, der die Mehrheit aller Frauen diskriminiert?"[15]
(siehe auch Narrative: Traditionelle Familie, Gleichstellung ist zu teuer, Gleichstellung diskriminiert)
  • Im NPD-Parteiprogramm heißt es zur Familie: "Die kleinste Gemeinschaft innerhalb unseres Volkes ist die Familie. Auf ihr fußen Volk und Staat, weshalb der Familie auch die besondere Zuwendung und Fürsorge des Staates zuteil werden muß. Ihren natürlichen Ausdruck findet die Familie in der Ehe mit Kindern. Dies begründet den besonderen Schutz von Familie und Ehe. Homosexuelle Lebenspartnerschaften bilden keine Familie und dürfen nicht gefördert werden. Kinder brauchen Mutter und Vater für eine gesunde Entwicklung, aber auch alleinerziehende deutsche Mütter und Väter verdienen staatliche Unterstützung. [...] Die NPD bekennt sich zur Unterschiedlichkeit und Gleichwertigkeit von Mann und Frau und lehnt die naturwidrige Gender-Mainstreaming-Ideologie ab. [...] Die Familie – als Trägerin des biologischen Erbes – ist die Keimzelle des Volkes. Die besondere Bedeutung der Familie für die Zukunftsfähigkeit unseres Volkes wird angesichts einer katastrophalen Bevölkerungsentwicklung in einem vergreisenden Deutschland immer deutlicher."[16]
(siehe auch Narrative Traditionelle Familie, Homosexuelle Promiskuität, Kinder brauchen Vater und Mutter, Demografische Katastrophe, Keimzelle der Nation)
  • In der Erklärung der Internet-Initiative Gender mich nicht der neurechten Jungen Freiheit heißt es: "Der Gender-Wahnsinn bedroht Sie, Ihre Kinder und Enkel. Auf dieser Internetseite finden Sie ständig aktuelle Meldungen zu den Themen „Gender“ und „Frühsexualisierung“. Wir stellen Ihnen neue Bücher und Filme vor, präsentieren Organisationen und Einzelkämpfer gegen den Gender-Wahn, informieren über Veranstaltungen. Sehen Sie die Wahrheit über die Gender Ideologie – und was wir alle dagegen tun können."[17]
(siehe auch Narrative Genderwahn, Frühsexualiserung)
  • Ansprache von Björn Höcke während eines Weihnachtsfestes Ende 2014 der Jungen Alternativen Baden-Württemberg: »Ein Staat, der so auf der Kippe steht, was das eigene Reproduktionsverhalten der Bevölkerung angeht, der muss doch, wenn er noch irgendwo an Selbsterhalt und Zukunft denkt […] dann müsste er doch das Geld dahin investieren, wo er die Gewissheit hat, dass in den zentralen Bereichen der Zukunftsfähigkeit das Geld hinkommt, also in die Verbindung von Frau und Mann. [...] Wir brauchen eine politische Elite, die bereit ist, gegen den Zeitgeist der Dekadenz eine 3-Kind-Familie zu postulieren und vorzuleben. [...] Über Gender Mainstreaming könnte ich ganz viel sagen. Für mich ist das einfach nur eine … Geisteskrankheit. [...] Für Thüringen verspreche ich euch das und ich hoffe, dass wir das auch in all den anderen Ländern praktizieren können: Wir werden diese Geisteskrankheit mit Namen Gender Mainstreaming aus unseren Schulen, aus unseren Universitäten vertreiben. [...] Es ist so, dass bei homosexuellen Menschen Sexualität zentral ist und im Vordergrund steht. […] Bei der Synthese von Frau und Mann, bei der erlebten Polarität des Lebens, da geht es noch um etwas anderes. Da geht es darum, dass diese Polarität der Keimzelle der Höherentwicklung des Menschen dient.«[18])
(siehe auch Narrative: Niedergang der Nation, Komplementarität der Geschlechter, Dekadenz, Leitbild Dreikinder-Familie, Feminismus als Krankheit, Homosexuelle Hypersexualität)
  • Interview mit Björn Höcke im Sommer 2014 in der Blauen Narzisse: »Thüringen befindet sich mitten in einer demographischen Katastrophe. [...] Um dieser fürchterlichen Entwicklung Einhalt zu gebieten, proklamieren wir im Gegensatz zu allen etablierten Parteien ein klares ›Ja‹ zur klassischen Familie und zum Kind. Jeder weiteren Auflösung dieser Keimzelle unseres Volkes treten wir energisch entgegen. [...] Dem Konzept des sogenannten Gender Mainstreaming, einem Sonntagskind der Dekadenz, das auf die Auflösung der natürlichen Geschlechterordnung abzielt, haben wir den Kampf angesagt.« [19]
(siehe auch Narrative: Demografische Katastrophe, Traditionelle Familie, Keimzelle der Nation, Dekadenz, Natürliche Geschlechterordnung)
  • Erwiderung von Björn Höcke im Landesparlament Thüringen auf die Regierungserklärung von Bodo Ramelow im Dezember 2014: »Mit ihrem Ansatz der Früh- und Hypersexualisierung rauben Sie unseren Kindern ihre unbeschwerte Kindheit. Wer es wagt, die Seele unserer Kinder anzurühren, wird mit unserem entschlossenen Widerstand rechnen müssen. Auch dem Gender-Totalitarismus, dieser Fehlgeburt des Behaviorismus, werden wir die Stirn bieten. Nach der politischen Revolution und der Kulturrevolution versuchen Sie es jetzt mit der anthropologischen Revolution. Hauptsache man kann Ungleiches gleichschalten und Bewährtes zerstören, nicht wahr? Was Sie mit Ihrem Körper machen, ist mir völlig egal. Aber versuchen sie Ihre dekadente Desorientierung nicht als allgemeine Erziehungsmaxime zu verkaufen. In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, daß die Einführung des Gleichstellungsausschusses ein Fehler war. Die einseitige Bevorzugung von Frauen allein aufgrund ihres Geschlechts führt zu weiterer negativer Diskriminierung. Es werden nicht nur Männer einzig wegen ihres Geschlechts von Posten ausgeschlossen, nein, es wird die Autorität von leistungsstarken Frauen in verantwortungsvollen Positionen untergraben. Starke Frauen brauchen keine Quote!« [20]
(siehe auch Narrative: Frühsexualisierung, Hypersexualisierung, Kindesmissbrauch, Dritter Totalitarismus, Behaiviorismus, Gleichheitswahn, Gleichschaltung, Dekadenz, Gleichstellung diskriminiert, Negative Diskrimierung, Starke Frauen brauchen keine Quote)
  • Felix Honekamp kritisierte am 13.03.2015 im marktlibertären Magazin Eigentümlich frei die Verabschiedung des Tarabella-Berichts unter der Überschrift "Legalisierte Kindstötung. Die Kultur des Todes" u.a. mit den Worten: "Eines der Kernthemen, das sich hier immer wieder niederschlägt, ist neben Frauenquoten, der Bekämpfung eines angeblichen „Gender Pay Gaps“ und der Indoktrination von Kindern in Schulen mit den Inhalten des Gender Mainstreamings die sogenannte „sexuelle und reproduktive Gesundheit“. Lebensschützer wissen: Wenn dieser Begriff fällt, ist Gefahr im Anzug! [...] Dabei geht aber die viel wesentlichere Frage unter: Wer vertritt eigentlich in der EU noch die Sache der Menschlichkeit gegen Ideologen von der Genderfront?"[21]
(siehe auch Narrative Indoktrination von Kindern, Lebensschutz, Kultur des Todes)
(siehe auch Narrativ: Umerziehung)
  • In einem Einladungstext für den 'Politischen Salon' der Konrad-Adenauer-Stiftung Rheinland-Pfalz, verfasst von Karl-Heinz B. van Lier, ist im Januar 2018 zu lesen: "Gender, Instrument der Umerziehung? Ziele, Kosten, Wirkung [...] Die Gender-Theorie geht davon aus, dass jeder - neben seinem biologischen Geschlecht - sein eigenes soziales Geschlecht selbst bestimmen kann. Wer heute Mann ist, kann sich morgen als Frau definieren. Dass diese auf Selbstoptimierung ausgerichtete Ideologie, die in ihrer verkürzten Logik die Familie negiert, mit dem christlichen Menschenbild nichts zu tun hat, ist offenkundig. [...] Papst Franziskus hat jüngst die Gender-Theorie als „Feind der Ehe“ bezeichnet. „Es gibt heute einen Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören“, sagte er. Die Ehe werde nicht „mit Waffen zerstört“, sondern „man zerstört sie mit Ideen.“ Der Evolutionsbiologie Prof. Ulrich Kutschera hat in einem Artikel im Focus (38/2015) belegt, dass die Gendertheorie keiner wissenschaftlichen Prüfung standhalten könne. Sein Fazit: „Solche Lehren sind eine Schande für den Wissenschaftsstandort Deutschland“.[23]
(siehe auch Narrativ: Umerziehung)
  • Die weitgehend von Neonazis dominierte [24] Partei Der III. Weg schrieb am 12.08.2016 in ihrem Internetportal: "Vom Genderwahn zum Volkstod [...] Das Dach eines sexuellen Umerziehungsplanes ist die sogenannte „Gender Ideologie“. Sie behauptet, alle Menschen seien gleich. [...] Wir verstehen uns als familienfreundliche und nationale Gemeinschaft. [...] Zu dieser Gesellschaftsordnung gehören unbedingt wieder gesunde und kinderreiche Familien, um der demographischen Katastrophe entgegen zu steuern. Gegen die herrschende Dekadenz der Volksverräter geben wir der Familie als Keimzelle der völkischen Gemeinschaft oberste Priorität beim Erhalt von Volk und Vaterland. [...] Menschenverachtend ist folgerichtig nicht die lebensbejahende Idee der Gemeinschaft eines Volkes, das gesund in seinen natürlichen Eigenarten wächst und blüht, nein, menschenverachtend ist die Bekämpfung der traditionellen Familie, die propagandistische Förderung der Homo-Lobby, die Verleugnung der natürlichen Geschlechter und die perversen Sexualexperimente an unseren Kindern."[25]
(siehe auch Narrative: Drohender Volkstod, Genderwahn, Umerziehung, Demographische Katastrophe, Dekadenz, Traditionelle Familie, Homolobby, Frühsexualisierung)
  • Birgit Kelle schrieb im Februar 2015 im Focus einen Beitrag zur vermeintlichen Gender-Ideologie, in dem es unter anderem hieß: "Eine groteske Ideologie breitet sich in Deutschland aus. Sie behauptet, Geschlecht sei ein "Konstrukt", verdirbt die Sprache und frisst Steuergelder [...] Eine ganze Nation gendert sich gerade Richtung Wahnsinn und verschleudert dabei zielsicher Steuergelder, die sich kaum mehr beziffern lassen."[26]
(siehe auch Narrative: Gleichstellung ist zu teuer, Genderwahn)
  • Im Faltblatt der Initiative Familienschutz (V.i.S.d.P.: Sven von Storch) vom Februar 2018 zum Thema "Gender-Sexualkunde an Schulen stoppen – Elternrecht schützen!" finden sich folgende Inhalte: "SCHLUSS MIT … Frühsexualisierung von Kita- und Schulkindern durch Gender-Lobbygruppen […] Wer die Gesellschaft umerziehen will, muss bei Kindern beginnen. Schon längst befindet sich „queere Bildung“ auf Siegeszug in Kindergärten und Schulen, vorangetrieben von Politik, Feministinnen, Gewerkschaften und schwul-lesbischen Lobbygruppen (LGBTI*). Die natürliche Geschlechtszugehörigkeit – ob Junge oder ob Mädchen – wird in Frage gestellt beziehungsweise als gefährlicher „Biologismus“ verteufelt. […] Die schwul-lesbische Partnerschaft wird rechtlich und gesellschaftspolitisch zur neuen Familie überhöht, während die Bedeutung der natürlichen Familie mehr und mehr in den Hintergrund gerät. […] Nicht mehr Zeugung, Geburt und Mutterschaft, sondern allein Spass und individuelle Lustbefriedigung zählen beim Geschlechtsakt. Jugendliche werden ermuntert, in häufig wechselnden Partnerschaften ohne Verpflichtung ihre sexuellen Wünsche zu erforschen. […] Um Gender Mainstreaming immer tiefer im gesellschaftlichen Bewusstsein zu verankern, betreiben 1.900 kommunale Gleichstellungsbüros auf Steuerzahlerkosten Gender-Propaganda in Bildungs- und Verwaltungseinrichtungen. […] Deutschland unterm Regenbogen: Fördersumme für sexuelle Minderheitenpolitik → mehr als 14,69 Mio Euro insgesamt. […] Gender-Gaga: Vom Aktionsplan in den Lehrplan [...] Was die Gender-Sexualkunde betreibt, ist in Wahrheit keine Schulbildung, sondern eine ideologisch gesteuerte Erziehung zu Bindungs- und Eheunfähigkeit."[27]
(siehe auch Narrative Frühsexualisierung, Homolobby, Umerziehung, Dämonisierung, Klassische Familie, Promiskuität, Gleichstellung ist zu teuer, Feminismus als Geisteskrankheit, Natürliche Geschlechterordnung)
  • Im Bundestagswahlprogramm der AfD heißt es: "Steuerverschwendung durch „Gender-Forschung“ beenden: Die „Gender-Forschung“ ist keine seriöse Wissenschaft, sondern folgt der ideologischen Vorgabe, dass das natürliche Geschlecht (Sex) und das soziale Geschlecht (Gender) voneinander völlig unabhängig seien. Ziel ist letztlich die Abschaffung der natürlichen Geschlechterpolarität. Bund und Länder dürfen keine Mittel für die „Gender-Forschung“ mehr bereitstellen und keine „Gender-Professuren“ mehr besetzen. Bestehende Förderlinien sollen beendet werden, die der „Gender-Ideologie“ verpflichteten „Gleichstellungsbeauftragten“ an den Universitäten sind abzuschaffen."[28]
(siehe auch Narrative: Komplementarität der Geschlechter, Pseudowissenschaft Gender-Studies)
  • In einer Darstellung der Petition "Frühsexualisierung beenden" der Internetpräsenz Abgeordneten-Check im Rahmen der gleichnamigen Kampagne der Initiative Familienschutz heißt es in der Online-Plattform Freien Welt: "Bürger wehren sich gegen die Frühsexualisierung ihrer Kinder [...] Jede Schule soll Gender-Sexualkunde betreiben. [...] Das hat nicht irgendwer beschlossen, sondern vor wenigen Wochen das Europäische Parlament. [...] Bis auf einen Abgeordneten stimmte die CDU/ CSU-Fraktion fast geschlossen dafür. [...] die CSU/CDUler haben alle Widerstände gegen die fanatischen Gender-Ideologen aufgegeben."[29]
(siehe auch Narrative: Homolobby, Frühsexualisierung)
  • Im zentralen Artikel zum Titelthema der ZEIT vom 5.April 2018 („Schäm dich, Mann!“) bezeichnete Jens Jessen den vermeintlich „neuen Feminismus“ der #MeToo-Kampagne als „totalitär“ und zog Vergleiche mit den stalinistischen Schauprozessen und dem NS-Volkssturm heran: „Das System der feministischen Rhetorik folgt dem Schema des bolschewistischen Schauprozesses, nur dass die Klassenzugehörigkeit durch die Geschlechterzugehörigkeit ersetzt ist. So oder so steht die Schuldigkeit schon durch Herkunft fest. […] Für einen trügerischen Moment haben wohl ein paar Naive (darunter ich) gedacht, es gehe [bei #MeToo] tatsächlich um das Abstellen grober Missstände und das Ende von Gewalt gegen Frauen. Zu spät haben sie die Ausweitung der Kampfzone, die ideologische Totalität des neuen Feminismus erkannt. […] Aber worauf wollen die Aktivistinnen der #MeToo-Bewegung mit ihrem neuen feministischen Volkssturm hinaus, diesem Zusammentreiben und Einsperren aller Männer ins Lager der moralisch Minderwertigen? […] Das uralte, fast vergessene Instrument der sozialen Ächtung wurde wieder ausgegraben und entrostet; und siehe da, es glänzt und schneidet scharf wir vor zweihundert Jahren. […] Und wie die Kommunisten an den unaufhaltsamen Sieg der Arbeiterklasse glaubten, glauben die Feministinnen an den Sieg des weiblichen Geschlechts über seinen Erbfeind, den Mann. […] So geht es auch heute nicht um die Gleichberechtigung der Frauen, sondern um den ideologischen Triumph des totalitären Feminismus.“[30]
(siehe auch Narrativ: Dritter Totalitarismus)

Verkettungen mit anderen antifeministischen Narrativen

Die oben genannten Äußerungen zeigen, dass das Narrativ Gender-Ideologie mit folgenden Narrativen verkettet ist, die ebenfalls als „antifeministisch“ identifiziert wurden. Hierbei ist zu beachten, dass ein Ausdruck verschiedene Bedeutungen haben und für verschiedene Erzählungen - also für verschiedene Narrative - stehen kann. Daher findet hier nicht der Ausdruck an sich, sondern eine bestimmte Lesart dieses Ausdrucks, ein bestimmtes Narrativ, nämlich das antifeministische Narrativ, Beachtung.

Literatur

  • Bozena Choluj: „Gender-ideologie“- ein Schlüsselbegriff des polnischen Anti-Genderismus, in: Hark, Sabine/ Villa, Paula-Irene: Anti-Genderismus. Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen, transcript- Verlag: Bielefeld 2015
  • Stefanie Mayer/ Edma Ajanovic/ Birgit Sauer (2018): Kampfbegriff 'Gender-Ideologie'. Zur Anatomie eines diskursiven Knotens. Das Beispiel Österreich, in: Juliane Lang / Ulrich Peters (Hrsg.) (2018): Antifeminismus in Bewegung. Aktuelle Debattten um Geschlecht und sexuelle Vielfalt, Hamburg
  • Regina Frey/ Marc Gärtner/ Manfred Köhnen/ Sebastian Scheele (2014): Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie – Argumente im Streit um Geschlechterverhältnisse, 2. aktualisierte Auflage, Berlin: Heinrich-Böll-Stiftung PDF

Einzelnachweise

  1. Bozena Choluj: „Gender-ideologie“- ein Schlüsselbegriff des polnischen Anti-Genderismus, in: Hark, Sabine/ Villa, Paula-Irene: Anti-Genderismus. Sexualität und Geschlecht als Schauplätze aktueller politischer Auseinandersetzungen, transcript- Verlag: Bielefeld 2015, S. 220
  2. kath.ch Doris Strahm: Frauen suchen nach Strategien gegen den Anti-Genderismus, in: Internetpräsenz kath.ch (Abgerufen 2.7.2017)
  3. 3,0 3,1 tagesanzeiger.ch: Kulturkampf ums Geschlecht von Michael Meier am 07.03.2017(Abgerufen 2.7.2017)
  4. tagesspiegel.de: "Der große Feind der Ehe ist die Gender-Theorie" von Dominik Staub am 03.10.2016 (Abgerufen 2.7.2017)
  5. jungle-world.com: "Ziemlich rechte Freunde" von Arno Zillmer am 14.02.2016 (Abgerufen 2.7.2017)
  6. AfD: Bundestagswahlprogramm (Heruntergeladen 2.7.2017)
  7. 7,0 7,1 7,2 Frey, Regina/Gärtner, Marc/Köhnen, Manfred/Scheele, Sebastian (2014): Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie – Argumente im Streit um Geschlechterverhältnisse (Heruntergeladen 2.7.2017)
  8. Frey, Regina/Gärtner, Marc/Köhnen, Manfred/Scheele, Sebastian (2014):Gender, Wissenschaftlichkeit und Ideologie – Argumente im Streit um Geschlechterverhältnisse S. 41 (Heruntergeladen 2.7.2017)
  9. Gender - Eine neue Ideologie zerstört die Familie in kath.net vom 10.4.2014 (Abgerufen 2.7.2017)
  10. Eike Sanders: »free-gender«, in: Antifaschistisches Info-Blatt 3/2010 vom 12.09.2010
  11. Free-Gender: Raus aus den Köpfen. Genderterror abschaffen, Bielefeld 2011, PDF
  12. Agens: Gender Mainstreaming. Kurzinfo, PDF vom 10.12.2014
  13. Internetpräsenz von Kirche in Not/ Shop: Glaubens-Kompass: Gender-Ideologie
  14. Eckhard Kuhla: "Gender wirkt: Meinungsdiktatur", in agens vom 30.10.2011
  15. Internetpräsenz von Frau2000plus: Traditionelle Familie (Stand: 25.04.2018)
  16. Internetpräsenz der NPD Heilbronn: NPD-Parteiprogramm, S. 3
  17. Internetpräsenz Gender-mich-nicht.de: Erklärung (gespiegelt durch Archive.org)
  18. ab 40:17 Höcke, Björn (2014): Ansprache während des Weihnachtsfests der Jungen Alternative Baden-Württemberg am 22. 12. 2014 in Stuttgart
  19. Höcke, Björn (2014): AfD als identitäre Kraft I. Interview mit der Blauen Narzisse vom 13. 8. 2014, Björn (2014): AfD als identitäre Kraft II. Interview mit der Blauen Narzisse vom 13. 8. 2014
  20. bjoern- hoecke- aufdie-regierungserklaerung-von-bodo-ramelow-im-wortlaut-12-12-14/ Höcke, Björn (2014): Erwiderung von Björn Höcke auf die Regierungserklärung von Bodo Ramelow im Wortlaut (12. 12. 2014), in: Internetpräsenz der Alternative für Deutschland LV Thüringen vom 19. 12. 2014
  21. Felix Honekamp: Legalisierte Kindstötung. Die Kultur des Todes, in: eigentümlich frei vom 13.03.2015
  22. Pforzheimer Kreis: Petition gegen Diskriminierung vom 04.03.2014
  23. Karl-Heinz B. van Lier: Einladungstext zum Politischen Salon Gender, Instrument der Umerziehung? Ziele, Kosten, Wirkung der Konrad-Adenauer-Stiftung Rheinland-Pfalz vom Januar 2018
  24. Bundesamt für Verfassungsschutz: „Der III. Weg“, Internetportal des BfV
  25. Der III. Weg: Vom Genderwahn zum Volkstod, in: Internetpräsenz vom III. Weg', 12.08.2016
  26. Birgit Kelle: Gender mich nicht voll!, im Focus-Magazin 10/2015
  27. Initiative Familienschutz: Gender-Sexualkunde an Schulen stoppen – Elternrecht schützen!. Faltblatt Februar 2018
  28. AfD Bundestagswahlprogramm 2017, S.41
  29. Freie Welt: Bürger wehren sich gegen die Frühsexualisierung ihrer Kinder, Beitrag vom 20.04.2018
  30. Jens Jessen: Der bedrohte Mann, in: ZEIT vom 05.April 2018, S. 54f.