Marburger Erklärung
Diskursatlas Antifeminismus | ||||
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Diskursereignis:
Marburger Erklärung | ||||
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Die Marburger Erklärung mit dem Untertitel „Für Freiheit und Selbstbestimmung – gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände“ wurde im Jahr 2009 verabschiedet.[1]
Die Marburger Erklärung bedient u.a. die antifeministischen Narrative 'Gender-Ideologie', 'Totalitarismus' und 'Homolobby' in verschiedenen Diskursthemen, wie Sexualität, Geschlecht und Bildung.
Antifeministische Narrative der Marburger Erklärung
Antifeministische Narrative in der Marburger Erklärung
Antifeministische Narrative werden in der Marburger Erklärung durch die folgenden Formulierungen bedient:
"Für Freiheit und Selbstbestimmung - gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände. [...] Es gibt [...] Menschen, die unter ihrer sexuellen Orientierung leiden und therapeutische Hilfe suchen. Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen birgt praktizierte Homosexualität ein erhebliches gesundheitliches und psychisches Risiko. Dazu zählen überdurchschnittliche Anfälligkeit für AIDS, Geschlechtskrankheiten, Depression, Ängste, Substanzenmissbrauch (Alkohol-, Medikamente und Drogen) und Suizidgefährdung. Das müsste Grund genug sein, jenen, die sich kritisch mit Fragen homosexueller Lebensweisen befassen wollen oder therapeutische Hilfe suchen, diese Möglichkeit auch anzubieten. [...] Es ist ein Widerspruch, wenn durch die Gender-Mainstreaming-Bewegung propagiert wird, der Mensch könne und solle sein Geschlecht und seine sexuelle Orientierung (homo-, bi- oder transsexuell) frei wählen, andererseits aber die Möglichkeit zur Veränderung von der Homosexualität zur Heterosexualität geleugnet wird und konkrete therapeutische Angebote für Menschen, die eben dies anstreben, unterdrückt werden. [...] Die Lesben- und Schwulenverbände setzen ihre partikularen Interessen mit persönlichem und öffentlichem Druck, medialem Mobbing und Verleumdung durch. Mit einem deformierten Begriff der Menschenrechte wird versucht, die kritische Untersuchung der Risiken und Folgen praktizierter Homosexualität für den Einzelnen und die Gesellschaft als „Homophobie“ und „Hassrede“ zu kriminalisieren. [...] Wir fordern alle Menschen guten Willens auf, sich dieser Erklärung anzuschließen und sich in ihrem Einflussbereich den totalitären Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände zu widersetzen."[1]
- (siehe auch Narrative: Totalitarismus, Gender-Ideologie, Homolobby, Dekadenz)
Antifeministische Diskurskoalitionen der Marburger Erklärung
Kontext der Marburger Erklärung
Die Marburger Erklärung reagierte auf Kritik gegen den im Mai 2009 in Marburg stattfindenden sechsten Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge zum Thema „Identität – der rote Faden in meinem Leben“. Kritisiert wurden die Seminare "Reifung in der Identität als Frau und als Mann" (Markus Hoffmann von Wuestenstrom), „Sexuelle Identitätskonflikte“ (Michael Gerlach von der Offensive Junger Christen) und „Weibliche Identitätsentwicklung und mögliche Probleme“ (Christl Vonholdt damals DIJG) [2] Lesben- und Schwulenverbänden, Gewerkschaften und Studierenden der Uni Marburg kritisierten heterosexistisch ausgerichtete Seminare / Workshops insbesondere hinsichtlich der Nähe zu "Konversionstherapien" ("Homoheilung-" / "Umpolungstherapien").[3]
Die Marburger Erklärung stellte diese Kritik in einen Zusammenhang mit totalitären Bestrebungen. [4][1]
Verbreitung der Marburger Erklärung
Die Marburger Erklärung wurde vor allem von der Internetpräsenz Medrum verbreitet. Dort konnten Unterschriften hinzugefügt werden.[5]
Bekannte UnterzeichnerInnen der Marburger Erklärung
Zu den Unterzeichner*innen der Marburger Erklärung zählen u.a. die folgenden Personen[1][6][7]. Die Angaben zu den Personen beziehen sich auf ihre Tätigkeiten in der Zeit der Veröffentlichung der Erklärung.
- Hedwig von Beverfoerde
- Josef von Beverfoerde, Diözesanvorsitzender der Malteser im Bistum Magdeburg
- Consuelo G. Ballestrem, Diplompsychologin und Diplomheilpädagogin
- Albrecht von Brandenstein-Zeppelin, Rektor der Gustav-Siewerth-Akademie
- Jakob Cornides
- Thomas Cornides
- Karin Maria Fenbert, Geschäftsführerin bei Kirche in Not
- Birgit Gams, Sozialpädagogin und Referentin für Theologie des Leibes
- Corbin Gams, Referent für Theologie des Leibes
- Norbert Geis, Mitglied der CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages
- Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Lehrstuhl für Religionsphilosophie und vergleichende Religionswissenschaft
- Mathias von Gersdorff, Publizist, Leiter der Initiative Kinder in der Gefahr der DVCK e.V.
- Hubert Gindert, Vorsitzender und Sprecher des Forums Deutscher Katholiken
- Leonhard Habsburg
- Otto von Habsburg
- Michaela Heereman
- Wilhelm Hoffmann, Erster Vorsitzender Weißes Kreuz e. V.
- Benno Hofschulte, Vorsitzender Deutsche Vereinigung für eine Christliche Kultur (DVCK) e.V.
- Stephan Holthaus, Leiter des Instituts für Ethik & Werte
- Felix Honekamp, Unternehmensberater
- Felizitas Küble, Verlagsleiterin KOMM-MIT-Jugendverlag und Publizistin
- Gabriele Kuby, Soziologin und Publizistin
- Wolfgang Kugler, Verleger
- Eckhard Kuhla, Geschäftsführer
- Ramona Kuhla, Geschäftsführerin
- Andreas Laun, Weihbischof
- Wolfgang Lohmüller, Praktischer Arzt
- Mechthild Löhr, Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL)
- Bernhard Müller, Verleger Pur-Magazin
- Michael Müller, Geschäftsführer des MM-Verlags und Publizist
- Wolfgang Ockenfels, Theologische Fakultät
- Paul von Oldenburg, Leiter Aktion Das Herz Jesu Apostolat
- Philip Kiril Prinz von Preußen, Evangelischer Theologe und Pädagoge, Kuratorium des Arbeitskreises Christlicher Publizisten
- Peter Schneider, Bundesvorsitzender der AUF - Partei für Arbeit, Umwelt und Familie
- Harald Seubert, Professor für Philosophie und Religionswissenschaft an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel, nebenamtlicher Dozent für Politische Philosophie an der Hochschule für Politik München
- Robert Spaemann, Professor für Philosophie, lehrte 20 Jahre an der Ludwig-Maximilians-Universität München
- Manfred Spieker
- Inge M. Thürkauf, Schauspielerin und Publizistin
- Martin Westerheide, Pastor, Direktor des Geistlichen Rüstzentrums Krelingen
- Johanna Gräfin von Westphalen, Vorstand Stiftung Ja zum Leben
- Winfried Wuermeling, Generalsekretär der UNEC (Union der Nationen Europäischer Christen), Paris
- Hans-Bernhard Wuermeling, Rechtsmediziner ehem. Universität Erlangen-Nürnberg
- Albert Wunsch, Psychologe und Erziehungswissenschaftler
Webslinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Pressemitteilung und Marburger Erklärung auf Medrum - Christliches Informationsforum am 20.04.2009. (Abgerufen 14.10.2018)
- ↑ Internetpräsenz der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge: "6. Internationaler Kongress für Psychotherapie und Seelsorge: Identitïät - Der rote Faden in meinem Leben"
- ↑ Internetpräsenz des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD): Umpolungsseminare beim internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge. Universität und die Stadt Marburg sollen sich distanzieren
- ↑ Heike Le Ker: Kongress in Marburg: Massive Kritik am Auftritt von "Homoheilern" Der Spiegel vom 17.04.2009. (Abgerufen 18.4.2017).
- ↑ Internetpräsenz Medrum vom 20.04.2009: Pressemeldung: Initiative „Für Freiheit und Selbstbestimmung“
- ↑ Liste mit Unterzeichnern der Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung" (Abgerufen 18.4.2017)
- ↑ Spiegel der Seite auf archive.org